Einheitslaterne Bw

Die Baukastenlaterne

Typ: Laterne-, Einheits, Bw für Betrieb mit Petroleum, Karbid, Kerzen und Notlicht

Baujahr: unbekannt

Namensgebung: Ein großer Kasten mit vielen Teilen, aus denen man eine Laterne bauen kann. ,-)

Anschaffung: August 2005

Zustand: Aufbewahrungskasten und Zubehör teilweise gebraucht, Laternengehäuse selbst unbenutzt. Vorsteckglas, rot fehlte (wurde mir inzwischen nachbeschafft). Dose, Karbid- leider gerostet, durch- und daher entsorgt.


Einheitslaterne Bw, Aufbewahrungskasten

Besonderheiten

Die erste ist eigentlich gar keine... Bei dieser Laterne sind sowohl am Gehäuse als auch am Aufbewahrungskasten alle Aufnahmen und Halterungen derart „knartsch“ und stramm gefertigt, daß man beim Einsetzen bzw. Herausnehmen irgendwelcher Teile ständig Angst hat, etwas kaputtzumachen. Also eigentlich typisch Bw.

Die zweite ist schon eher verwunderlich: In der Stückliste im Deckel des Kastens sind nicht alle Teile aufgeführt. Es fehlen z.B.:


Ihre Geschichte

Da weiß ich leider nichts drüber. Es scheint sich um zusammengestoppeltes Material zu handeln, teilweise benutzt, teilweise neu. Die komplette Kiste muß aber recht lange irgendwo mit herumgefahren worden sein, denn die Unterseite ist recht sorgfältig blankgeschmirgelt (wohl im Fahrzeug herumgerutscht) und die Karbiddose war (wie bereits erwähnt) durchgerostet. Ihr Inhalt war nur noch Kalk (Calciumcarbonat), da sich das Karbid durch eintretende Luftfeuchtigkeit im Laufe der Zeit umgesetzt hat. Irgendwann muß also in diesem Aufbewahrungskasten ein gewisser Acetylenpegel geherrscht haben. ,-)

Was war zu tun?

Eigentlich nur Putzen und das Einfädeln eines neuen Dochtes in den Petroleumbrenner.

Und dann ging es los... Wie passen diese Teile alle zusammen; wie verstaut man sie im Aufbewahrungskasten? Dank an alle, die mir dazu geholfen haben! Zur Orientierung erst einmal ein Foto mit Numerierung der Aufbewahrungsorte und die Teileliste:

Einheitslaterne Bw, Aufbewahrungskasten
Nr. Anz. Bezeichnung
1 1 Aufbewahrungskasten
2 1 Laternengehäuse
3 1 Karbideinsatz
4 1 Petroleum-Einsatz
5 1 Kerzeneinsatz mit Kerze
6 1 Notlichteinsatz
7 1 Vorsteckblende mit Schlitz
8 1 Vorsteckblende mit Loch
9 1 Vorsteckblende mit Schieber
10 1 Vorsteckglas, rot
11 1 Vorsteckglas, klar
12 1 Vorsteckglas, polizeiblau
13 1 Vorsteckglas, gelb
14 1 Vorsteckglas, grün
15 3 Notlichter
16 2 Ersatz-Karbidbrenner 7½ l/h
17 1 Trichterflasche
18 1 Karbiddose

Weiterhin sind vorhanden:


Einheitslaterne Bw, Auszieher für Notlichte Einheitslaterne Bw

Im normalen Packzustand ist der Petroleumbrenner (4) in das Laternengehäuse eingesetzt, eins der Vorsteckgläser ebenfalls – wahrscheinlich das klare (11).

Es gibt eine eigens gefertigte Blechlasche, um die drei Notlichteinsätze aus ihrer Halterung zu ziehen (links)...

So wie rechts sieht das Laternengehäuse aus, wenn man es aus dem Aufbewahrungskasten holt. Der Aufhängbügel ist hier nach hinten geklappt. Der Bügel ist übrigens „um die Ecke“ geformt, um ein bündiges Anlegen an die Rückwand beim Verstauen zu ermöglichen. Ähnliche Laternen, wie sie z.B. bei der Bahn eingesetzt wurden, hatten einen geraden Tragbügel mit Holzhandgriff.


Einheitslaterne Bw, Bügel und Seitenblenden ausgeklappt Einheitslaterne Bw, Rückansicht geöffnet

Links das Laternengehäuse mit hochgeklapptem Griff und geöffneten Seitenblenden. Dahinter befinden sich eine rote und eine grüne Glasscheibe. Diese sind von innen fest eingesetzt. Die Seitenblenden werden in geöffnetem Zustand von Federn offengehalten.

Diese beiden farbigen Seitenscheiben dienten wohl als schnelles Signalisierungshilfsmittel: Wenn vorne Licht rauskommen sollte (und es gibt bei dieser Laterne viele Möglichkeiten, das zu verhindern), hatte man jeweils eine Seite für Stopp und eine Seite für Frei oder ähnliche Zwecke – das kann ja bekanntlich befohlen werden. ,-)

Rechts die Laterne bei geöffneter Hinterklappe; hier ist der Petroleumbrenner eingesetzt. Man erkennt deutlich den an der Klappe befestigten Reflektorspiegel.


Einheitslaterne Bw, Petroleumbrenner

Der Petroleumbrenner im ausgebauten Zustand. Es handelt sich um einen einfachen Freibrenner mit Flachdocht, also ohne Zugzylinder. Er brennt innerhalb der Laterne aber trotzdem sauber und flackerfrei (auch bei Wind) mit relativ hoher Flamme, ist aber natürlich kein Wunder an Helligkeit. Um aber im Garten auf die Suche nach Igeln oder Schnecken zu gehen oder beim Angeln Tauwürmer auf dem nassen Rasen auszumachen, reicht er völlig. Ebenso, um im Schuppen eine Pfeife zu präparieren und einzunehmen. ,-)


Einheitslaterne Bw, Kerzenbrenner

Das ist der Kerzenbrenner. Die Feder wird von unten eingesetzt und der Brenner mit der Schraubkappe verschlossen. Die Kerze wird so bei zunehmendem Abbrand nach oben gedrückt, so daß die Flamme stets auf der selben Höhe – nämlich vor dem Reflektorspiegel – bleibt.

In manchen Kerzenleuchtern in Restaurants steckt eine ähnliche Mechanik.


Einheitslaterne Bw, Karbidbrenner

Hier sehen wir den Karbideinsatz. Er bringt seinen eigenen Reflektor mit (obwohl die Höhe der Flamme paßt), weil durch den hintenliegenden Wassertank der Spiegel im Laternengehäuse verdeckt wird.

Wieso Wassertank? Ja, für den Betrieb von Karbidlampen benötigt man Wasser. Das Ausgangsmaterial, Calciumcarbid, wandelt sich durch Zugabe von Wasser in Acetylen um. Dieser gasförmige Stoff brennt im Sauerstoff der Luft mit konzentrierter, hellweißer Flamme.

In Verbindung mit reinem Sauerstoff wird Acetylen zum Schweißen und Brennschneiden genutzt.

Zum Thema Karbid hat Erik Leger ein paar Videos ins Netzt gestellt.


Einheitslaterne Bw, Notlichteinsatz

So sieht es aus, wenn der Einsatz des Notlichtes erforderlich (oder befohlen) ist: Der Brenner des Petroleumeinsatzes (4) wird abgeschraubt und, um ein Tröpfeln des Dochtes in den Aufbewahrungskasten zu vermeiden, in die Schraubhalterung (21) geschraubt.

Der Notlichteinsatz (6) wird auf den Tank des Petroleumbrenners geschraubt (deswegen hat er auch eine Lederdichtung) und das Notlicht (15) hineingesteckt. Schon haben wir wieder dieselbe Höhe der Flamme vor dem Reflektor.

Die Notlichte bestehen aus einer Blechdose, die mit festem Paraffin gefüllt ist. Darin steckt eine Blechlasche, die zwei Dochte faßt und zwischen diesen beiden nach oben ragt. Sinn der Konstruktion ist es, die Wärme der Flammen durch das Blech nach unten zu leiten und das Paraffin im Behälter zu verflüssigen.

Warum diese durchaus geistreiche Konstruktion als „Notlicht“ bezeichnet wird und sich daneben noch der doch eher frickelige Kerzenbrenner im Kasten befindet, ist mir persönlich unklar.


Einheitslaterne Bw, Blenden und Petroleumflasche

Dies  sind die Trichterflasche (17) und die Vorsteckblenden (Loch-, Schlitz- und Schieber; 7,8,9).

Damit kann man der Laterne das Hellmachen abgewöhnen, was z.B. bei Luftalarm nötig ist. Auch beim Nachtschießen habe ich diese Blenden (besonders die mit Schieber) schon in Verwendung gesehen, damit der Schreiber nach unten seinen Block ausreichend beleuchtet bekommt, beim Aufblicken aber ins Dunkel sieht und somit selbst an die Sicht angepaßt ist und auch die schießenden Kameraden nicht irritiert.

Wichtig ist beim Verpacken der Blenden, daß sie mit der Lasche nach rechts zeigen und die Blende mit Schieber zuoberst kommt. Sonst paßt der Kram nicht in die Halterung.


Einheitslaterne Bw, Vorsteckscheiben

Die farbigen Vorsteckgläser dienen ebenfalls wieder Signalisierungszwecken; besonders das blaue kann aber auch als Luftschutzmaßnahme eingesetzt werden.

Unten ist das Röhrchen für die Zubehör- und Ersatzteile zu sehen; darunter die Brennerdüsen für Karbid und das Büschel Reinigungsdrähte.


Einheitslaterne Bw, Karbidbrenner betankt

Der Karbideinsatz, gefüllt und betankt. Im Unterteil befinden sich einige Bröckchen Karbid, der Tank ist mit Wasser gefüllt. Links der Trichter, der in das Unterteil eingesetzt wird.

Sodann wird bei abgenommenem Wassertank die Regulierschraube so eingestellt, daß alle 2 Sekunden ein Wassertropfen fällt. Diese Stellung merken (ich hab' mir auf dem Drehknopf eine Markierung mit schwarzem Edding® gemacht) und wieder zudrehen.

Nun wird der Wassertank auf das Unterteil aufgeschraubt und die Regulierschraube bis zur gemerkten Stellung geöffnet. Nach einiger Zeit läßt sich das austretende Gas am Brenner entzünden. Der Karbidbrenner wird in die Laterne eingesetzt und gibt im Idealfalle störungsfrei Licht, bis das Karbid verbraucht ist.

Wenn das Licht schwächer wird, hilft es im Allgemeinen nicht, die Wasserregulierschraube weiter zu öffnen – im Gegenteil! Hierdurch kann zu hoher Gasdruck entstehen. Nach der Bedienungsanleitung (Bw) ist das eh verboten. Vorsichtiges Schütteln kann helfen, den Rest Karbid in Kontakt mit dem Wasser zu bringen. Wenn das nichts bringt, ist das Karbid einfach verbraucht.

Einheitslaterne Bw, Vergleich Karbid <> Petroleum

Hier sehen wir einmal den Petroleumbrenner (links, eingebaut) und den Karbidbrenner (rechts) im Helligkeitsvergleich.


Einheitslaterne Bw, KarbidbrennerEinheitslaterne Bw, Karbidflamme

So hell ist der Karbidbrenner an sich nicht, wie das nebenstehende Foto zeigt, welches von schräg oben aufgenommen wurde. Beim Blick direkt in den Reflekorspiegel hat man allerdings eine Zeitlang dunkle Flecken vor den Augen... Zum Abschluß noch einmal die Karbidflamme direkt von vorn – allerdings durch das blaue Vorsteckglas betrachtet. So erkennt man auch auf dem Foto das Flammenbild recht gut.