Foto: Petromax® Mod. 828 – 350CP Rapid

Die Polenlampe

Typ: Petromax® Modell 828 – 350CP Rapid (mit Vorwärmbrenner)

Baujahr: Vor 1943. Siehe Logo und Manometer – auf dem steht noch „DRP“ (Deutsches Reichs-Patent).

Namensgebung: Ich habe sie in Polen gekauft. Langt doch als Grund, oder? ,-)

Anschaffung: 1994 auf einem Flohmarkt in Olsztyn (Allenstein/Masuren), Polen.

Zustand: Katastrophal. Schlimm. Eigentlich nur noch Altmetall. Also hoffnungslos, aber nicht wirklich ernst. ,-)

Ihre Geschichte

Diese Lampe hat wohl Einiges mitgemacht... Normalerweise hätte man sie in den Schrott werfen sollen, aber inzwischen reizte mich die Sache. Für umgerechnet DM 20,-- nahm ich den Trümmerhaufen mit.

Es war wirklich ein trauriges Bild, das sich da bot: Die Abzugshaube, das Glas, der Glühkörper und das Mundstück fehlten. Das Mischrohr war eingeschnitten und umgedengelt, als ob da irgend jemand einen Gasschlauch eingeschoben hätte. Hoffentlich gibt es diesen Jemand heute noch...

Der Tank war verbeult, und alles war mit grauer Farbe – nein, nicht lackiert, sondern dichtgeschmoddert. Nachdem ich die Farbe teilweise entfernt hatte, zeigte sich:

Irgendwie muß wohl versucht worden sein, den Nickelüberzug abzuschleifen.

Das alles im Zusammenhang mit dem „DRP“-Schriftzug und dem Petromax®-Logo von vor 1943 gibt mir Anlaß zur Vermutung, daß diese Lampe notdürftig in den Bestand der Deutschen Wehrmacht eingegliedert wurde.


Foto: Manometer
Manometer
Detailfoto: "Deutsches Reichs-Patent"
Detailfoto: "Deutsches Reichs-Patent"

Beim ersten Test des „Rohbaues“ im Wassereimer sah es aus, als ob ich Sprudelwasser eingefüllt hätte... Daß sämtliche Dichtungen und Ventile hinüber waren, hatte ich mir ja schon gedacht, aber das allein war's nicht: Der gesamte Tankboden war von Haarrissen durchsetzt!

Später zeigte sich, daß auch der Vorwärmbrenner nicht funktionierte – er blies nur Luft heraus, kein Petroleum.

Was war zu tun?

Eine ganze Menge... Wenn ich nicht den Anspruch stellen würde, das äußerst Mögliche an Originalteilen zu verwenden und entsprechend wiederherzustellen, hätt' ich einfach nur ein paar Ersatzteile für DM 250,-- zu kaufen brauchen – und hätte quasi eine neue Lampe gehabt. Aber ich will ja die alte Lampe behalten.

Am allerwichtigsten war zuerst einmal, daß der Tank dicht ist. Der Boden ist nun mal leider nicht austauschbar, da er zusammen mit der Unterkante der Seitenwand umgebördelt (nach innen umgelegt) ist. Also kann man nur von außen etwas ausrichten und eine Schicht darüberlegen. Genau das tat ich auch.

Ich habe Messingblech passend rund zugeschnitten und eine Seite verzinnt. Der Tankboden wurde bis aufs saubere Metall abgeschliffen und ebenfalls verzinnt. Dann habe ich das neue Blech noch mit dem Treibhammer an die Form der Wölbung angepaßt.

Nun konnte ich es mit der Gasflamme auf den Tankboden löten. Das Verfahren hatte Erfolg: Der Tank war dicht!

Achtung!
Bei Arbeiten mit der offenen Flamme
darf kein Petroleum im Tank sein!

Am besten den Tank einen Tag so hinstellen, daß er durch den Einfüllstutzen austropft und dann noch ein paar Tage draußen stehen lassen, damit die Reste verdunsten.

Nun rückte ich dem Vorwärmbrenner zuleibe. Wenn nur Luft kommt, aber kein Petroleum, gibt es drei mögliche Ursachen:

Hier traf wirklich alles zu. Also habe ich das Röhrchen von innen mit feinem, harten Stahldraht bearbeitet und so die Bohrung wieder freibekommen. Die Düse läßt sich mit der Handreinigungsnadel aus dem Zubehör reinigen – und das Sieb mit einer feinen Drahtbürste auf der Mini-Bohrmaschine und Druckluft.

Jetzt brennt er wieder! :)

Das nächste Problemkind war das eingesägte und umgedengelte Mischrohr. Ja, auch das hätte man neu kaufen können, ich weiß... ,-)

Dieses jedoch hat eine Besonderheit: Es ist keine Regulierschraube vorhanden! Wahrscheinlich brennt diese Lampe deswegen mit einem rötlicheren Ton als die anderen.

Mit ein bißchen Hebeln und Drücken von innen und ein paar Schlägen von außen mit dem Kunststoffhammer bekam ich die Form wieder hin.

Wieder kam der Gasbrenner zum Einsatz – diesmal aber der große mit der Sauerstoffflasche: Messing läßt sich prima mit flußmittelgefüllten Messingstäben schweißen.

Danach noch mit der Lehre am Schlüssel den Abstand einstellen – fertig!

Somit hatte ich die groben Sachen abgehakt. Was noch zu erledigen war:

Das alles war ohnehin abzusehen, und funktionsmäßig war die Lampe damit wiederhergestellt. Allerdings mangelte es noch ein wenig an der Optik, so daß ich alles wieder komplett zerlegt habe, um folgende Schritte durchzuführen:

Da die Haube nur in vernickelter Ausführung zu haben war, habe ich sie natürlich auch abgeschliffen und poliert.

Aus Gründen der „Lagerhaltung“ wurde auch diese Lampe von mir mit Vergaserdüse und Glühkörper der 500CP-Modelle ausgestattet.

Weitere Extras hat diese Lampe nicht erhalten – sie soll einfach so, wie sie ist, den damaligen Stand der Dinge repräsentieren.

Ich habe ca. 60 Stunden Arbeit investiert, aber ich bereue keine Minute davon:

Es ist beim Anlassen doch irgendwie immer ein erhebender Moment, wenn man so ein Gerät, das über ein halbes Jahrhundert alt ist, ohne Probleme zum Laufen bekommt und das Licht wieder rauscht... :-)