VERITAS® "Superb"

Die Bauchlampe

Typ: VERITAS® "Superb"

Baujahr: Irgendwann zwischen Ende des 2. WK und Mitte 1950er.

Namensgebung: Vom Glas her – dick und rund. ,-)

Anschaffung: März 2005 aus Portugal.

Zustand: Komplett bis auf den Glühkörper – Pumpenleder, Dichtungen und Nadel im Eimer. Äußerlich top.

Ihre Geschichte

Ihr Vorbesitzer brachte sie sich aus England mit nach Portugal, hat sie jedoch niemals leuchten sehen. Dem Zustand nach vermute ich, daß sie einen Großteil der letzten Jahre bis Jahrzehnte sorgfältig aufpoliert als Vitrinenstück verbracht hat. Das Pumpenleder war komplett aufgelöst, der Pumpenschacht hatte reichlich Patina angesetzt. Der Drehknebel für die Reinigungsnadel saß fest.

Besonderheiten

Ja, bei dieser Lampe ist die Betätigung der Reinigungsnadel nicht an das Ventil gekoppelt, sondern liegt gegenüber. Der Vergaser ist mittig in den Tank geschraubt und ragt somit nach zwei Enden hinaus: Eines für den Reinigungsknebel, das andere für das Ventil – übrigens ein Spindelventil mit Kegeldichtsitz, das unabhängig von Federn und Gummis im Zweifelsfalle wirklich dichtmacht. „Tilley Doctor“ Neil McRae bezeichnet so etwas als "positive shut-off valve".


VERITAS® "Superb" Vergaserunterteil

Bei früheren Exemplaren der VERITAS®-Lampen war der Reinigungsknebel übrigens oben am Vergaser, innerhalb des Glaskolbens. Ein Reinigen während des Betriebes war damit unmöglich; eine entsprechende Wartezeit zum Abkühlen wird sich ohnehin empfohlen haben. Besonders praktisch, wenn die Lampe gerade dann zu verstopfen gedachte, als man dringend Licht brauchte. :-I

Eine derartige Glanzleistung hat meines Wissens kein anderer Hersteller vollbracht.


VERITAS® "Superb" Innenaufbau

Der Innenaufbau mit Vergaser, Mischrohr, Brenner und Tragestrebe erinnert ziemlich an die Lampen von Coleman® – und doch ist die VERITAS® "Superb" eine Petroleumlaterne.

Das Mundstück besteht aus Messing mit einer Drahteinlage (vermutlich Edelstahl). Das Vorwärmen geschieht mit Spiritus, der in die Wanne unten am Vergaser gefüllt wird. Man muß dazu durch ein Loch im Zentrierboden(!) sowohl den Spiritus als auch die Flamme dorthin navigieren. Ein doppelt gekröpfter Kardanausgießer mit unterschwelliger Verlinkung eignet sich bestens dafür. Ebenso leistet ein Außenwinkel-Zündholz mit reibungsfreier Innenreißfläche gute Dienste. ;-)

Links unten der Reinigungsknebel, rechts das Brennstoffventil. Oben links das obere Vergaserende mit der Düse, die wesentlich kleiner als Petromax®-Düsen ist.

Dieses Modell "Superb" ist das einzige mit bauchigem Glas (welches man daher auch heute so gut wie nicht mehr bekommt). Alle anderen VERITAS®-Lampen hatten gerade Glaszylinder.

Was war zu tun?

Nach erster Inaugenscheinnahme befand ich die Lampe für komplett. Ventilspindel war gängig, Pumpenleder weg, und der Drehknebel saß fest. Ein halber Tag in Rostlöser mit anschließender Überredung per Gasbrenner brachten ihn dann doch zum Drehen. Düse war in Ordnung. Na gut, also... sie hatte eine Bohrung in der Mitte, die ziemlich klein, aber nicht zu klein aussah; auch nicht zu groß. Die Nadel darunter war anfangs noch vorhanden, ist aber beim Zerlegen der Lampe entweder in den Halter hinein- oder komplett herausrgerutscht.

Die Konstruktion des Vergasers ist ähnlich wie bei den Lampen von Tilley® und Bialaddin® / Vapalux®. Er besteht im Wesentlichen aus einem Rohr, das unten ein Rändelstück und ein Außengewinde sowie oben eine Düse hat. Bei VERITAS® ist die Düse jedoch geschraubt und somit wechselbar, während bei o.g. Lampen der Vergaser als Ganzes ein Verschleißteil ist. Als Reinigungsmechanismus dient bei allen eine Stange (hier jedoch dicker), die am unteren Ende mit einer gepreßten Muffe versehen ist, darüber sitzt eine Feder und am oberen Ende eine feine Spitze.

Ja, die Nadel... Weg war sie! Eine Tilley®-Nadel ließ sich passend ablängen und unten mit einem aufgestülpten Röhrchen verpressen.

Das Pumpenleder mußte neu, und auch das Pumpenbodenventil war undicht. Hier passen sogar Petromax®-Ersatzteile! Dann kam der Wassereimer-Test. Der Tank an sich war dicht, aber sämtliche Verschraubungen und Durchgangsstellen... Der Eimer sah aus, als hätte ich Sprudel reingegossen.

Dichtungen wurden gestanzt und geschnitzt, die Stopfbuchsen an Reinigungs- und Ventilspindel mit neuen Graphitpackungen bestückt, und dann war es soweit: 500er-Socke ran, pumpen, abflammen, vorwärmen und...

VERITAS® "Superb" in Betrieb

...anlassen! Ja, ging! Fast wie neu! :-) Gut, anfangs spratzten und brodelten natürlich die Rostlöserreste aus dem Vergaser, aber dann lief alles perfekt. Es folgte noch einmal Zerlegen, Reinigen und Zusammenbau sowie eine liebevolle Schlußpolitur. ,-)

Leider brennt sie etwas zu fett, zeigt also einen Flammenkranz am Glühkörper. Da die Luftmenge nicht regulierbar ist, ist demnach die Düse verschlissen. Hier wird aller Wahrscheinlichkeit nach nur Eigen- oder Umbau übrig bleiben.


[Nachtrag #1 vom 10.12.2006]

Da sich das Brennverhalten mit Flammenkranz und Rußen nicht in den Griff bekommen ließ, habe ich mich letztendlich zum Umbau auf Spiritus entschlossen. Um die Original-Düse nicht zu beschädigen, kramte ich aus meinem Fundus ein paar MEWA-Düsen hervor, die – mit ein bißchen Teflonband umwickelt – dicht und fest sitzen.

VERITAS Superb-Vergaser zerlegt

Der Vergaser läßt sich hier ähnlich wie bei anderen englischen Starklichtlampen mit sanfter Gewalt zerlegen. Er muß natürlich komplett frei von Ruß und Petroleumresten sein, da es ansonsten ohne Nadel und mit der Vergaserstopfung Probleme gibt. Eine Reinigung in Natronlauge ist daher angeraten. Nach gründlichem Spülen und Trocknen wurde auf bekannte Weise (siehe Spiritusumbau) eine Stopfung aus Glasfaserschnur in den Vergaser eingeschoben und das untere Rändelstück mit Teflonband abgedichtet wieder fest eingeschraubt. Der erste Versuch mit der Kugelschreiberdrahtfedermethode für die Düse schlug fehl, das Gemisch war viel zu fett. Mittels einer Reinigungssonde in der Minibohrmaschine habe ich die nächste Düse also auf ca. 0,25mm aufgeweitet. Das paßte schon besser.


VERITAS Superb Luftdrossel

Wie bei Spiritusbetrieb üblich, wird eine Luftdrossel benötigt. Da ich das Luftansaugrohr nicht zerstören irreversibel modifizieren wollte, bot sich keine großartige Möglichkeit für eine präzise einstellbare Drossel mit Schraube oder ähnliches. Die einfachste Lösung erschien mir, unten auf den Ansaugstutzen eine Unterlegscheibe weich aufzulöten. Vom anfänglichen Innendurchmesser von 4,3mm habe ich mich durch schrittweises Aufbohren bis auf 6mm vorgearbeitet. Weitere Vergrößerung ließ die Helligkeit wieder abnehmen, also ist (in meinem Falle!) die 6mm-Bohrung optimal. Neue Scheibe gebohrt, aufgelötet, fertig.